Mit Spiegelei und Spinat - Tipps zur Produktion von Webvideos

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Ich habe kürzlich wieder einen Kurs zum Thema Produktion und Publishing von Web-Videos geben. Diesmal an der Akademie der Friedrich Naumann Stiftung in Potsdam. Ich halte solche Seminare immer gerne ganz allgemein. Daher werde ich meine Tipps zur Moderation und dem Umgang mit der Kamera am Beispiel eines kleines Kochkurses geben. Es gibt Spiegelei mit Spinat in HD.

1. Einteilung des Videos in Takes und Sinnschritte
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Gerade beim Dreh mit nur einer einzigen Kamera und wenig Möglichkeiten zu Nachbearbeitung kommt es auf den roten Faden an. Handelt es sich um eine Moderation oder ein geführtes Interview, ist wichtig, in Sinnschritten zu denken. Im Optimalfall lassen sich 20-40 Sekundenabschnitte als einzelne Takes nehmen und hintereinander schneiden. Ein drei Minuten langer Satz, der kein Ende nimmt, ist in der Nachbearbeitung ein Problem, wenn ein kurzes knackiges Webvideo das Ergebnis sein soll.

Um die eigene Moderation in den Griff zu bekommen, empfehle ich das „Jeder-Raum-hat-Vier-Ecken-Prinzip“. Jede Ecke steht für einen Aspekt (=Sinnschritt) des Satzes. Nach ist man gedanklich einmal jede Ecke abgegangen, ist der Satz auch schon zu Ende und der Moderator kann die Stimme senken.

Beachtet man diesen Moderationsstil, lassen sich einfache Videos sogar direkt mit einem Handy wie z.B. dem iPhone oder einer Webvideo-Kamera wieder Flip Ultra oder dem Kodak Zx1 HD Mini Camcorderdrehen und direkt ohne Nachbearbeitung (Live on Tape) im Netz auf Plattformen wie Youtube, Qik, Vimeo oder Tweet Reel veröffentlichen.

\"Moderation


Video-Tutorial: Live-Moderation in einem Take: 

Der Moderator erklärt in einem Take, wie sich Spiegelei und Spinat zubereiten lassen. Der Text ist in mehrere Sinnschritte eingeteilt. Sinnschritte sind in der Atmung deutlich zu unterscheiden, am Ende der Erklärung senkt sich die Stimme des Moderators. In dieser Art Videos lässt sich wenig auf Details eingehen, die Moderation ist fast schon isoliert vom eigentlichen Geschehen, das in der Kürze der Zeit kaum gleichzeitig gezeigt werden kann. Die Situation bleibt eher Kulisse.

Die Schnittliste besteht nur aus einer Videospur und einer Stereo-Audiospur. Zudem sind Audio und Video nicht geschnitten.
Lediglich eine Titeleinblendung ist am Anfang noch zu sehen.

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2. Arbeiten mit Schnittbildern:

Beim schnellen Dreh mit nur einer Kamera empfehlen sich zudem viele Schnittbilder. Dies sind zum Beispiel Nahaufnahmen der Hände, Gegenstände, Details der Umgebung. Auf diesen Schnittbildern sollte allerdings nicht die Gesicher oder Person im Bild sein, die auch zu hören ist. Andernfalls lassen sich diese Schnittbilder nicht verwenden, um später das Videomaterial zu bebildern, dessen Ton geschnitten wurde. Diese Webvideos lassen sich noch mit einem simplen Einspur-Videopogramm wie Apple iMovie bearbeiten und anschließend gleich im Web bei Plattformen wie YouTube, Vimeo oder Vidler\"\"

\"Schnittbilder Beispiel: ein Interview dauert zu lange und soll an verschiedenen Stellen gekürzt werden. In diesem Fall verwendet man an jeder Stelle, an der der Ton geschnitten wurde Schnittbilder, um einen Bildsprung im laufenden Bild des Interviewpartners zu vermeiden. Diese Bilder sind zum Beispiel Nahaufnahmen von Händen, Gegenstände oder der Umgebung. Wird wie in unserem Spiegelei-Beispiel nach dem Kochlöffel gegriffen eignen sich die Nahaufname der Schublade und der Griff nach dem Besteck hervorragend als Schnittbilder.


Video-Tutorial: gekürzte Moderation mit Schnittbildern: 

In diesem Fall muss unser Moderator nicht in einem Take sprechen, könnte es aber. Zusätzlich zu einem Video, das den Moderator im Fokus hat, drehen wir jetzt noch viele Details. Zum Beispiel das Öffnen der Kühlschranktür, das Herausnehmen der Zutaten, eine Nahaufnahme wie der tiefgefrohrene Spinat zerläuft, das Ei in der Pfanne brutzel. Ratsam ist hierbei immer etwas längere Schnittphasen zu drehen, als man später braucht. Das Rohmaterial eines jeden Schnittbildes sollte mindestens 10-20 Sekunden lang sein.

3. Videodreh mit zwei simulatenen Kameras (Live on Tape)

Leichter lassen sich Videos mit Hilfe einer zweiten Kameraeinstellung kürzen. Muss es auch hier schnell gehen, dreht man am besten mit zwei Kameras gleichzeitig (im besten Fall zwei identische Kameras).

\"Schnittbilder,

a) Aufbau Dabei steht idealerweise eine Kamera auf einem Stativ und ist perfekt eingerichtet. Wichtig ist, dass beide Kameras auf dieselbe Lichtsituation und den identischen Wießabgleich eingestellt sind.

b) Dreh Nun startet man beide Kameras kuz hintereinander und klatscht kurz sichtbar für beide Kameras in die Hände, um für die spätere Bearbeitung einen sichtbaren und hörbaren Synchronissationpunkt zu haben. (Prinzip einer Regieklappe)

c) Vorbereitung Anschließend werden alle Videos im Schnittprogramm sortiert. Ich teile immer in die Kategorien Moderationstakes, Schnittbilder, Verpackungselemente (Musik, Schrifteinblendungen) und finale Videos ein. Ich beginne dann mit den Moderationstakes der beiden Kameras, synchronisiere die Tonspuren und schneide erst einmal den Ton.

Wichtig ist, dass eine der beiden Kameras als sicheres Backup dient und nicht bewegt werden soll. Zudem sollten sich beide Kameraperspektiven deutlich unterscheiden, eine Kamera kann beispielsweise die Totale sein, die andere Kamera fokussiert auf das Gesicht oder ist ein einer Leichten Bewegung. Sie sollten auf keinen Fall im laufenden Bild zoomen. Die Bewegliche Kamera können Sie vorsichtig durch den Raum tragen.

c) Nachbearbeitung In der Nachbearbeitung legt man beide Videospuren und beide Tonspuren übereinander, setzt den Moment des Klatschens bei allen Spuren synchron und konzentriert sich nur auf die Tonspur. Solch ein Video lässt sich also nur mit einem Mehrspurvideoprogramm wie Final Cut, Adobe Premiere oder Magix Video Deluxe realisieren. Ist das Gespräch hier sinnvoll gekürzt, kann man zwischen Kamera 1 und Kamera 2 nahezu beliebig hin und her wechseln.

\"Schnittliste

Video-Tutorial: gekürzte Moderation mit zwei Kameraperspektiven und Schnittbildern:

Das Video wirkt lebendiger und dem Zuschauer wird kaum auffallen, dass das Video gekürzt ist, da es ohnehin ständig Schnitte zu sehen gibt. Natürlich lassen sich auch hier noch extra gedreht Schnittbilder von Nahaufnahmen einfügen. 

Equipment-Empfehlungen: