A wie Absprungrate

Basics zu dieser Kennzahl der Webanalyse

 

A wie Absprungrate oder Bounce Rate

Die Absprungrate ist eine Kennzahl der Webanalyse. Der Begriff klingt zunächst recht negativ, denn Absprungrate (oder Bounce Rate) meint, dass die Nutzer*innen von deiner Seite abspringen, ohne auf eine Unterseite zu klicken. Da die Anzahl der Nutzer*innen, die die Seite wieder verlassen, in Prozent angegeben wird, ergibt sich daraus eine Rate an Abspringern. 

Tatsächlich gibt es aber auch eine positive Absprungrate. Um etwas Klarheit in das Geschehen zu bringen, schauen wir uns an, wie Google Analytics die Absprungrate definiert.

 

Goldmann & PraetoriusDer Podcast zum Beitrag:

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung aus dem Podcast Goldmann & Praetorius.  
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Definition: Was ist die Absprungrate (Bounce Rate)?

Jede/r Nutzer*in, der/die auf eine Seite kommt und keine Folgeaktion, die zu einer Interaktion führt, ausführt, wird als 100%iger Absprung gewertet. Die Absprungrate ist damit der Anteil (in Prozent) der Besuche eurer Seite, bei denen die Nutzer*innen die Seite aufrufen und wieder verlassen. Nutzer*innen beenden die Sitzung also wieder nach nur einer Page Impression – dem anderen Ausdruck für einen Seitenaufruf. 

Beispiel: Ein/e Nutzer*in kommt von Google und verlässt die Seite wieder, ohne ein Interaction Event auszulösen. 

Tipp: Messt die Scrolltiefe auf der Seite. Dann wisst ihr, bis wohin der Nutzer vorgedrungen ist und ob er somit alle Informationen erhalten hat, die er gesucht hat. Die Scrolltiefe ist aber noch nicht mit dem eben bereits angesprochenen Interaction Event zu verwechseln. Bei Google gibt es zwei unterschiedliche Arten von Events: 

  1. Interaction Event 

  2. Non-Interaction Event

Interaction und Non-Interaction Event in Google Analytics

Interaction Events werden – wie bereits angesprochen  – immer dann gemessen, wenn Nutzer*innen eine bestimmte Aktion auf der Seite ausführen. 

Non-Interaction Events werden dagegen nicht gemessen, wenn Google die Absprungrate oder die Verweildauer misst. 

Wenn du auf der Seite allerdings ein Element hast, das zielerfüllend ist, wenn Nutzer*innen es gesehen haben (z.B. ein Formular), dann solltest du dieses Element als Interaction Event kennzeichnen.

Wie wird die Absprungrate berechnet?

Um zu ermitteln, wie hoch deine Absprungrate ist, teilt Google Analytics alle Aufrufe deiner Website, bei der Nutzer*innen nur eine einzelne Seite aufgerufen haben, durch die Anzahl aller Sitzungen, bei der nur eine einzelne Seite aufgerufen oder nur eine Anfrage an den Analytics Server gesendet wurde.

Übrigens: Absprungrate ist etwas anderes als die Ausstiegsrate. Auch das ist ein Terminus aus der Webanalyse, der in diesem Zusammenhang häufig genutzt wird. Die Ausstiegsrate, auch Exit Rate genannt, meint aber, wie häufig eine Seite die letzte ist, auf der Nutzer*innen sind, bevor sie deine Website komplett verlassen.

Was sagt die Bounce Rate aus?

Jetzt kann man natürlich leicht den Eindruck gewinnen, dass eine niedrige Absprungrate grundsätzlich ein gutes Zeichen ist. Schließlich bedeutet das doch, dass sich Nutzer*innen durch mehrere Seiten klicken, bevor sie deine Internetpräsenz verlassen. Wenn du einen Online-Shop betreibst, ist eine niedrige Absprungrate tatsächlich das, was du möchtest. Denn Nutzer*innen sollen sich nicht nur die jeweilige Landingpage anschauen, sondern auch das Produkt kaufen – und das passiert in der Regel auf einer gesonderten Seite.

Betreibst du aber keinen Online-Shop sondern einen Blog, sieht die Sache schon anders aus. In diesem Fall gehst du eher davon aus, dass Nutzer*innen nur diese eine Seite besuchen. Denn mit dem Blogeintrag, den sie dort zu lesen bekommen, möchtest du all ihre Fragen beantworten. Gelingt dir das, müssen deine Nutzer*innen nicht weiter suchen, sondern können bestens informiert ihre Suche beenden. 

So gesehen lässt sich für Websitebetreiber gar nicht pauschal sagen, ob eine hohe Absprungrate gut oder schlecht ist. Es hängt eben ganz stark davon ab, welches Geschäftsmodell du verfolgst. Wichtiger als die eigentliche Rate ist die Entwicklung über einen bestimmten Zeitraum. Webseitenbetreiber sollten daher regelmäßig einen Blick in Google Analytics werfen und die wichtigsten Kennzahlen im Auge behalten. 

Absprungrate beim Online-Shop

Wie bereits angedeutet, kann die Bounce Rate einem Websitebetreiber eines Online-Shops wertvolle Insights liefern. Nehmen wir als Beispiel den Bestellprozess. Kannst du als Websitebetreiber hierbei feststellen, dass du eine hohe Absprungrate hast, entgeht dir Umsatz. Offensichtlich waren deine Besucher*innen nicht mit der Costumer Journey zufrieden, denn zu einem Kauf (einer Conversion) ist es nicht gekommen. 

Die Bounce Rate kann dir jedoch helfen, den Prozess zu optimieren. Du siehst damit nämlich auch, an welcher Stelle die User*innen den Prozess abgebrochen und folglich das Produkt nicht gekauft haben.

Genau das führt zu einem weiteren Stichwort in Bezug auf die Websiteoptimierung, nämlich die Webseitelänge. Dabei ist primär der Bereich zwischen Einstieg und Abschluss der Conversion gemeint. 

Also die Anzahl der Unterseiten, die in einem Konversionsprozess aufgerufen werden. Genau diese Anzahl (bzw. die Länge) sollte man komprimieren. Nämlich auf eine Mindestanzahl an Seiten, die technisch benötigt werden. Denn häufig scheitert der Prozess an genau diesen Gegebenheiten. Die Länge der Webseite ist damit ein wichtiger Faktor, wenn es um die Optimierung geht. 

Absprungrate im Journalismus

Bei redaktionellen Inhalten gibt es zunächst drei verschiedene Nutzungsszenarien, die es zu unterscheiden gilt:

  1. Startseite eines Mediums: Dabei haben Nutzer*innen das Medium noch als Leitmedium im Kopf, also beispielsweise spiegel.de oder zeit.de. Über die Startseite gelangen sie dann zu der Artikelseite, die sie interessiert. 

  2. Soziales Netzwerk: Nutzer*innen kommen mit Vorschuss-Vertrauen. Denn die eigenen sozialen Kontakte haben den entsprechenden Link empfohlen.

  3. Suchmaschine: Nutzer*innen haben nach einem ganz bestimmten Thema gesucht. Dabei ist dein Artikel in den Suchergebnissen angezeigt worden.

Wie bereits angedeutet, lohnt es sich bei redaktionellen Inhalten überhaupt nicht, ein Interaktion Event als Messgröße zu nutzen. Denn kommen Nutzer*innen über soziale Netzwerke, Newsletter oder Ads, lesen den Artikel und klicken dann wieder zurück, würde es eine Absprungrate von 100 Prozent geben. Dabei haben sie aber genau das gemacht, was du von ihnen wolltest, nämlich den Artikel gelesen. 

Daher sollte man an dieser Stelle nicht mit Interaction Events arbeiten, denn damit misst du nicht das, was du eigentlich erfahren möchtest. Was sich dagegen anbietet, sind sogenannte Klickstrecken. zeit.de setzt das häufiger ein. Dabei wird ein Artikel in mehrere Seiten unterteilt. Kommt der Leser am Ende einer Seite an, muss er klicken, um auf die nächste Seite und damit den restlichen Beitrag zu gelangen. 

Aber auch die Klickstrecke ist kein Allheilmittel. Auf der einen Seite verdient der Verlag (durch Werbung) mehr daran, auf der anderen Seite könnten Nutzer*innen von dem ständigen klicken genervt sein – was sich wiederum schlecht auf die Absprungrate auswirkt. 

Als Daumenregel hilft hier das sogenannte Zahnputz-Prinzip: Sehr gute digitale Produkte sind so gebaut, dass man sie mindestens zwei Mal täglich verwenden möchte. Das gilt eben auch für Angebote im Online-Journalismus. 

Sind die Inhalte allerdings so gestaltet, dass der Teaser mehr verspricht, als der Inhalt hält, werden auf lange Sicht die Leser ausbleiben, da sie ein negatives Nutzungserlebnis haben. Und damit hast du ein größeres Problem als eine hohe Absprungrate.

Ursachen für schlechte Absprungraten

Unabhängig davon, aus welcher Richtung du kommst, gibt es häufig ähnliche Probleme, die zu einer nicht zufrieden stellenden Bounce Rate führen. Solltest du zu dem Schluss kommen, dass deine Seitenbesucher*innen nicht ganz glücklich sind, solltest du folgende Dinge überprüfen:

  • Tracking: Tatsächlich kann eine hohe Absprungrate daran liegen, dass es einen (oder mehrere) Fehler im Code gibt.

  • Layout: Kommen User*innen auf deine Seite, entscheiden Sekunden: Wie intuitiv ist die Seitennavigation, verwendest du einheitliche Schrifttypen. Auch vertrauensbildende Maßnahmen wie Logos spielen hier eine Rolle. Denn all diese Dinge tragen dazu bei, dass Seitenbesucher*innen deine Website als seriös und vertrauenswürdig wahrnehmen. 

  • Handlungsaufforderung: Wird den Nutzer*innen sofort klar, was sie auf der Seite tun sollen?

  • Zielgruppenansprache: Ist der Content auf die Bedürfnisse deiner Zielgruppe ausgelegt, beantwortet er die häufigsten Suchanfragen, nutzt du die richtigen Keywords?

  • Geschwindigkeit: Wie ist es um die Ladezeit der Seite bestellt? Ist sie schnell da? Überprüf das auch von unterschiedlichen Endgeräten aus.