Die Fehler der VZ-Netzwerke und die Zukunft von Xing

Social Nezworks made in Germany

StudiVZ und Schüler VZ sind Geschichte. Der Trend zur Irrelevanz in der Social Media Landschaft war lange abzusehen. Der Tod war dabei von Anfang vorprogrammiert. Mit dem Einstieg des Holzbring-Verlags war er manifestiert. Der Autor Andreas Rickmann hat mich gefragt, welche Fehler die VZ-Netzwerke gemacht haben und ob sich diese Fehler bei Xing wiederholen könnten.

Seit Dezember 2012 führt der 32jährige Joseph Nejman die Geschäfte der VZ-Netzwerke und versucht, aus dem Netzwerk einen letzen Hauch leben zu pressen. Die rettende Zwiebel sollen Apps für die Plattform sein, wie Nejman der Bild verriet. Dabei vergisst Nejman, dass weder eines der VZ-Netzwerke noch die Kombination aus diesen je eine Plattform waren. Sie waren Communities.

Community oder Plattform

Als Facebook-Klon war StudiVZ technisch von Beginn an unterlegen und hatte nie diesen wirtschaftlichen Weitblick. Es war eine schnell und anfangs schlampig kopierte Community: Facebook wurde über die Jahre zur Plattform mit unterschiedlichen Anwendungen. StudiVZ ist dagegen eine Community geblieben. Den großen Unterschied zwischen einer Plattform und Community konnte man parallel auch bei MySpace erkennen. MySpace wurde mit dem Einstieg von Rupert Murdoch zur Musikcommunity anstatt die Vernetzung seiner Nutzer für viele weitere Features zu nutzen. Interessant ist dieser Aspekt, beim Betrachten von Google Plus, das versucht sich dagegen mit seinen vielen zusätzlichen Funktionen als international und vernetzte Plattform statt als Freundesnetzwerk auszurichten. 

Unsere Facebook-Freunde oder die Twitter-Kontakte werden zunehmend zu unserem digitalen Schatten, der uns Reputation und Glaubwürdigkeit verleiht. Schon jetzt können wir uns mit unserem Twitter- oder Facebook-Login bei vielen Anwendungen einloggen. Das ist gerade im Bereich der Shareconomy wichtig, denn es schafft Vertrauen.

Xing hält sich tapfer

Mit der Übernahme von Kununu, Amiando und dem Bau einer neuen Entwicklerschnittstelle könnte sich der Wind Xing gedreht haben. Xing wird in den kommenden Jahren besonders durch die internationale Jobbörse LinkedIn noch stärkere Konkurrenz bekommen.  Bereits im Oktober 209 sagte Linkedin Gründer Konstantin Guericke, "Wir wachsen alle drei Monate um ein Xing!"

Xing hat sich vom internationalen Parkett zurückgezogen. Als Business-Netzwerk ist das in Zeiten einer Globalisierung der größte Fehler. Xing ist nun auf den deutschsprachigen Markt ausgerichtet und hat deshalb beschränkte Wachstumschancen. Vergleicht man das Wachstum von Xing beispielsweise mit dem Wachstum von Flirtbörsen wie Badoo fällt auf, dass auch neue Netzwerke schnell internationales Wachstumspotential haben, wenn sie auf die Vernetzung der Nutzer setzen. Die bereits bestehenden Geschäftskontakte von Xing sind demnach nicht mehr als ein trügerisches Asset.

Ich glaube, soziale Netzwerke werden in der Zukunft nur international funktionieren. Viele deutsche Netzwerke haben die Globalisierung in diesem Punkt nicht verstanden und entsprechend viele Nutzer verloren.

Vorbildlich undeutsch: Soundcloud.

Soundcloud etwa ist auch ein deutsches Netzwerk. Das Team hat verstanden, dass Soundcloud national nicht überleben kann und nur international funktionieren wird. Auf den ersten Blick ist weder über das Interface noch über den Content erkennbar, dass es sich um ein Berliner Startup handelt. Das ist der richtige Ansatz.

Mobile First, API second.

Für die Zukunft ist es wichtig, dass Netzwerke das Prinzip “Mobile First” konsequent umsetzen, ihre Funktionen also zunächst an der mobilen Nutzung ausrichten. 
Soziale Netzwerke müssen externen Entwicklern außerdem über ihre API-Schnittstelle die Möglichkeit geben, Anwendungen zu entwickeln.