Mobile Reporting - Tipps für den Workflow und Equipment

Fit für digitale und soziale Medien

Jeder kann heute quasi von überall aus live auf Sendung gehen. TV-Sender haben ihr Sendemonopol fast vollständig verloren. Vor allem Plattformen wie YouTube, Facebook, Instagram und Twitter haben die Veröffentlichungsgeschwindigkeit und den Real-Time Effekt des Webs noch mal massiv verstärkt. Während es aber einen vollständigen Demokratisierungsprozess im Publishing gibt, können sich Journalisten über die Art der Inhalte, Formate und Produktionsformen von Laien stark absetzen. Sitzen die Workflows als ständige Trockenübung steht dem Mobile Reporting in herausragender Qualität nichts mehr im Weg.

Welche Formate eignen sich besonders leicht für Mobile Reporting?

Neben dem einfachen Draufhalten und Kommentieren aus dem Off eignen sich natürlich Interviews und O-Ton Collagen. Diese kann man in einzelnen Takes aufnehmen oder als Snippets auch direkt live senden und später noch mal als Zusammenfassung zusammenscheiden. Wer nur Clips hintereinander schneiden will ist dem Smartphone ausreichend versorgt. Mit Apps wie iMovie oder YouTube Capture lassen sich einzelne Takes gut zusammenschneiden. In der Regel sollte man den Produktionsaufwand so gering wie möglich halten, für das Einfügen von Logos, Bauchbinden und On Air Design muss man sonst schnell unterwegs zum Notebook greifen.

Videoschnitt im Web mit dem YouTube Editor oder YouTube Capture auf dem Smartphone

Ein guter Trick ist der Umweg über den YouTube Editor. Dieser Funktioniert auf jeder Website und ermöglicht auch die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegin in der Redaktion. Als mobile Reporter kann ich einzelne Takes oder einen groben Schnitt hochladen, habe ich in der Liste meiner eigenen Videos zum Beispiel Intros, Outros oder Vorlagen für Endcards gespeichert, kann ich diese Elemente von unterwegs aus in mein Video einfügen. Ich kann mir das eigene Video auch von YouTube herunterladen und in anderen Videoplattformen wie Facebook oder Twitter wieder hochladen:

https://www.youtube.com/editor

https://www.youtube.com/capture

Schnittbilder mit Overvoice Kommentaren

Besonders geeignet für Mobile Reporting ist das Kommentieren von Live-Bildern oder aufgezeichneten Schnittbildern. Letztendlich ist es nichts Anderes als die von TV-Produktionen bekannte NIF (News im Film), der Originalton wird dabei leiser gemischt oder ausgeblendet. Der Kommentator kommentiert die ablaufenden Videos und erzählt die Geschichte in Bildern. Dieses Format lässt sich zum Beispiel erreichen, wenn aussagekräftige Schnittbilder aneinandergeschnitten werden. In Apps wie iMovie (iOS) lässt sich nachträglich ein Overvoice als Tonspur ergänzen.

Live-Videos mit Zuspielern

Auch für Live eignet sich diese Methode. Wer die App Wirecast Go verwendet kann auf YouTube oder Facebook Live senden und über die App aufgezeichnete Videos von seinem Smartphone live zuspielen und mit einem Live-Ton ergänzen. So kann ich auch mit aufgezeichneten Bildern zwischendrin live das Kamerabild zeigen oder mit einem Video von mir als Kommentator auf Zuschauerkommentare eingehen.

https://www.telestream.net/wirecast-go/overview.htm

https://itunes.apple.com/de/app/imovie/id408981434

Spontanität will gut überlegt sein: Der Workflow beim Mobile Reporting ist entscheidend

Wer von unterwegs berichten will hast in der Regel nur Equipment dabei, das sich im Handgepäck mitnehmen lässt. Aus eigener Leidenschaft weiß ich, dass der Begriff Handgepäck dabei reicht dehnbar ist. Ich habe in der Regel eine bis zwei Kameras dabei (in Form mehrere Smartphones oder semi-professioneller TV-Kameras), ein bis zwei sehr gute Mikrophone und ein für mich minimal ausreichendes Stativ bzw. Adapter für Smartphones.

Die Anzahl der Kameras und Tonquellen entscheidet den Workflow

Je mehr Kamerasignale ich habe, desto mannigfaltiger kann ich die Dramaturgie gestalten. Bei nur einer Kamera habe ich bei einer Live-Sendung oder Live-Aufzeichnung keine bzw. fast keine Schnittmöglichkeit, ich habe nur wenig Bewegungsspielraum und in der Regel nur ein Ton-Signal. Entweder kommt der Ton direkt aus der Kamera oder ich kann ein externes Mikrofon anschließen. Für mich gilt: je schlechter die Kamera, desto besser muss der Ton sein. Mit einem großartigen Mikrophon an einem alten iPhone 4 bekommt ich noch immer ein besseres Ergebnis als mit einem iPhone 6 oder gar iPhone 7 ohne externes Mikro. Wer etwas Anderes behauptet arbeitet für Apple.

Wenn ich eine Aufzeichnung mache, kann ich das Signal und den Ton von mehreren Quellen später in einem Mehrspurprogramm synchronisieren. Am einfachsten klappt das, wenn ich alle Kameras einschalte, in die Hände klatsche und erst am Ende alle Kameras wieder ausschalte. Die Aufnahme muss über die ganze Zeit auf allen Kameras laufen. Ich kann so im einfachsten Fall mehrere Smartphones als Kamera laufen lassen und nur von einem Gerät einen guten Ton mitnehmen. Allerdings muss ich später in einem Programm wie Adobe Premiere, Final Cut X oder Magix Video Deluxe, die Videos zusammenmischen und einen Minimalschnitt machen.

Für Live-Workflows bietet sich eine Live-Regie mit zwei Kamerasignalen an. Diesen Workflow verwende ich gerne bei Pressekonferenzen oder Vorträgen. Hinten im Raum steht eine Totale, daneben eine Closeup auf den Redner, den Ton hole ich mir entweder über ein eigenes Mikro oder über die Saaltechnik. Bei vielen Pressekonferenzen bekommt man den Ton aus der Wand aus einer sogenannte Splitterbox.

Für ein mobiles Setup schon die High-End-Variante: Ich verwende für Events und auf Reisen eine mobile Bildregie, das ATEM Television Studio von Blackmagic design. Dies ist so große wie ein französisches Weißbrot und recht Leicht. Das Signal kann ich per USB direkt auf der Festplatte aufnehmen oder über einen kleinen Converter (Blackmagic Ultrastudio Express) direkt als Webcam-Signal verwenden und so zum Beispiel über das Notebook direkt zu YouTube oder Facebook streamen.

So ist der Ton auch unterwegs perfekt

Als Mikro-Adapter für das Smartphone verwende ich eine iRig für iPhone bzw. Android. Der Vorteil ist dabei der XLR-Anschluss, somit kann ich jedes Profimikro anschließen oder mich an den Audioausgang von einer profi-Ton-Regie bei Events hängen. Drehe ich mit Camcordern oder verwende mein Notebook (Webcam) als Kamera verwende ich immer externe Mikrophone. Ist die Umgebung laut greife ich auf eine Keulenform zurück, ist der Raum leise, verwende ich ein Ansteckmikro. Ich habe mir angewöhnt, nur noch Funk-Mikros zu verwenden. So kann ich die Webcam oder das Smartphone sehr viel weiter wegbewegen oder in eine ganz andere Richtung filmen, als das Mikro der Kamera es erlaube würde.

Jetzt nur nicht wackeln

 

Niemand will ein großes Stativ mit sich herumschleppen. Was hilft ist ein Saugnapf-Stativ. Dieses sieht aus wie eine Halterung für ein Navigationssystem an der Windschutzscheibe. Die Guten davon können über 4 Kilogramm heben. Das reicht mir vollkommen. Auf das Saugnapf-Stativ kommt die Kamera und den Saugnapf befestige ich an einer extrem glatten Oberfläche. Jedes Fenster ist dafür Perfekt. Bei Innenaufnahmen filme ich auf diese Weise sogar automatisch mit dem Licht und nicht dagegen. So kann ich mit einem winzigen Stativ auch in Augenhöhe oder von höher drehen. Natürlich bietet sich auch ein Gimbal an, dies sind elektronisch nachjustierende Stative, die wie eine Steadycam funktionieren. Für das iPhone liebe ich das DJI Osmo Mobile, allerdings ist das kostspielig und sobald ich ein externes Mikrophon verwenden will, wird dem DJI Osmo Mobile das zu schwer. Zum Drehen von tollen Schnittbildern gibt es aber nichts Angenehmeres. 


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